Die schönste Seite der Berufsausbildung
Von admin | 28. September 2013 | Kategorie: Ausbilder-Ziele, Auswahl, für Ausbilder | Kommentare deaktiviert für Die schönste Seite der BerufsausbildungIch hätte nichts dagegen, noch einmal eine Ausbildung zu absolvieren. Würde man mir morgen anbieten, ein Unternehmen von oben bis unten kennenzulernen, ich wäre begeistert.
- Mit Freude würde ich alle drei bis sechs Wochen in eine neue Abteilung einsteigen; die Kollegen mit Fragen bombadieren, meine Hilfe anbieten, mitarbeiten, lernen.
- Die Aussicht auf regelmäßiges Feedback brächte mich zum Jubeln.
- Ausführliche Beurteilungsgespräche mit den unterschiedlichsten Menschen? Immer her damit! Es interessiert mich, wie andere mich sehen.
- In aller Ruhe würde ich nach meinem Traumberuf suchen. Ihn wirklich abklopfen. Ich würde meine Ausbilder bitten, auch mal in andere Bereiche schnuppern zu dürfen. Vielleicht habe ich verborgene Talente? Vielleicht handwerkliches Geschick? Es gibt ja so viele Möglichkeiten und als Azubi hätte ich alle Optionen in der Hand. Herrlich!
Man kann direkt ins Schwärmen geraten angesichts der Chancen einer Ausbildung. Sie sind das Beste an einer Ausbildung.
Das Schönste an der Ausbildung ist die Vielfalt.
Eine Spitzenfrage in diesem Zusammenhang lautet: Wieso habe ich die Chancen eigentlich nicht genutzt, als ich selbst Auszubildende war?
- Wieso habe ich mich damit zufrieden gegeben, dass ich in vielen Abteilungen nur Bahnhof verstand?
- Weshalb war ich so sehr damit beschäftigt, beschäftigt zu wirken, wenn ich mich doch gelangweilt habe?
- Warum weiß ich nach so vielen Jahren noch ganz genau, dass ich in einer Abteilung mal bei einem Beurteilungskriterium ein „C“ (befriedigend = Katastrophe) bekam?
Die Antwort ist schlicht. Ich war nicht reif genug. Nicht erwachsen. Ich begriff noch nicht, welche Chancen eine Berufsausbildung bietet. Die wenigsten Azubis begreifen das. Junge Menschen sind mit anderen Dingen beschäftigt als gestandene Mitarbeiter. Danach muss Berufsausbildung sich ausrichten, wenn sie nicht realitätsfremd sein will.
Auszubildende sind keine „fertigen“ Mitarbeiter. Sie müssen erst einmal lernen, in der Arbeitswelt klarzukommen. Dafür ist Ausbildung nämlich auch da. Es geht nicht nur um fachliche Kenntnisse oder Fertigkeiten. Azubis müssen so ganz nebenbei auch ein
- Selbstbewusstsein entwickeln,
- ihre Rolle verstehen und annehmen,
- eigene Ziele finden – und währenddessen
- sich von Zuhause lösen,
- die erste eigene Wohnung beziehen,
- ein neues Verhältnis zu bisherigen Bezugspersonen finden,
- finanziell unabhängig werden,
- einen Führerschein machen,
- sich allmählich an 8 Stunden Arbeit am Tag gewöhnen,
- die erste große Liebe finden und verlieren,
- sich die Nächte beim Feiern um die Ohren schlagen,
- himmelhochjauchzend und tausendtränentief-betrübt sein usw usf.
Kein Wunder, dass Azubis nicht immer top funktionieren. Bewundernswert allerdings, wie stark sie sich im Laufe ihrer Ausbildung persönlich entwickeln. Der Zuwachs an sozialen Kompetenzen ist das Beste an der Ausbildung.
Das Schönste an der Ausbildung ist die persönliche Entwicklung
Bei Azubis kann man quasi zugucken, wie sie erwachsen werden. Es geschieht im Zeitraffer. Das ist natürlich nicht immer einfach. Fabelhaft, wenn man in einem Ausbildungsbetrieb landet, in dem Personalentwicklung eine Rolle spielt, z.B.:
- durch Seminare,
- funktionierende Beurteilungssysteme,
- intensive Ziel- und Jahresgespräche und
- eine offene und faire Kultur.
Doch selbst wenn das alles funktioniert, bleibt das Erwachsenwerden schwer.
- Wir können unseren Azubis im Seminar theoretisch vermitteln, dass Kritik sie weiterbringt. Kritik dann auch auszuhalten & anzunehmen, ist aber noch mal eine ganz andere Sache. Das kann schon mal schmerzhaft sein.
- Wir können unsere Azubis ermuntern, für sich selbst einzustehen. Den Mut, ihre Ausbildungsbeauftragten zu kritisieren, müssen sie aber selbst entwickeln. Das kann dauern.
- Wir können in Zielgesprächen mit den Azubis nach ihrem Weg suchen. Finden müssen sie ihn selbst. Das ist eine schwierige Aufgabe.
- Wir können Austausch und Zusammenhalt der Azubis und Ausbildungsbeauftragten durch diverse Maßnahmen fördern. Doch nur bis zu einem gewissen Grad. Konflikte werden nie ausbleiben.
Die ersten negativen Erfahrungen im Berufsleben nimmt man schwerer. Kaum ein Azubi marschiert ohne die geringste Verletzung durch seine Ausbildung. Es ist ganz normal, dass Azubis
- zwischendurch Tiefs haben,
- alles hinwerfen wollen,
- schwer enttäuscht sind,
- sich ungerecht behandelt fühlen,
- sich selbst in Frage stellen.
Zum Glück gibts da etwas in der Ausbildung, auf das man sich stützen kann. Und das ist wirklich das aller-, aller-, allerbeste an einer Ausbildung:
Das Schönste an der Ausbildung sind die Menschen
Viel wichtiger als alles andere sind die Beteiligten in der Ausbildung. Die neugierigen und plietschen und loyalen und kreativen Azubis. Die Ausbildungsbeauftragten, die mit viel persönlichem Engagement an die Sache gehen. Und die Ausbilder, die alles zusammenhalten.
In diesem Sinne: Freuen wir uns, dass wir Teil der Ausbildung sind!